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Informationen zur Preisanhebung von Becollective 2015

Liebe Freundinnen und Freunde

Aktuelles

Die Stellungnahme hat sich nun etwas verzögert, da wir gerade unheimlich in diverse politische Auseinandersetzungen in Griechenland eingebunden sind. Insbesondere die „Sysiphos-Arbeit“ die derzeitigen Knastkämpfe auf die politische Agenda zu heben und die amtierende Regierung (einmal mehr) daran zu erinnern, dass sie versprach die Einführung des neuen Knasttypus (G-Typ-Knast) rückgängig zu machen, frisst viel Zeit und Energie. Wie ihr euch bestimmt vorstellen könnt ist es unheimlich mühsam die faktische Nachrichtenblockade zu brechen und auf den Hungerstreik unserer gefangenen Genoss_Innen aufmerksam zu machen. Die kürzere oder auch längere Besetzung diverser öffentlicher Gebäude überall in Griechenland spielt dabei ein zentrale Rolle. Soweit in aller Kürze zu unserer momentanen Agenda.

Neue Preise

Wir haben in den letzten Monaten sehr ausführlich unsere Situation analysiert sowie diskutiert und kamen (zu unserer herben Enttäuschung) zu dem zwingenden Ergebnis, dass wir die Preisstruktur so nicht mehr aufrecht erhalten können. Im Folgenden versuchen wir euch die zentralen Punkte der Diskussion zu erläutern.

Missernte und Solikasse

Wie ihr wisst, hat uns das letzte Jahr mit seiner verheerenden Missernte heftig getroffen. Wir mussten –finanziell gesehen- an die Grenze und z.T. auch darüber hinausgehen, um unsere Verpflichtungen gegenüber den von uns unterstützten Projekten und Protesten einhalten zu können und gleichzeitig handlungsfähig im Bereich der Olivenölherstellung zu sein. Zu Beginn der diesjährigen Ernte waren wir im Grunde pleite. Für uns steht aber auch völlig außer Frage, dass wir an der Solikasse keinesfalls rütteln werden oder können. Eine missliche Situation, die dazu geführt hat, dass wir bis heute (April 2015) nur einen Teil des Lohns auszahlen konnten. Das ist natürlich eine schwierige (auch persönlich schwierige) Situation für uns die wir in Zukunft unbedingt vermeiden möchten.

Professionalisierung

Vor dem Hintergrund, dass unser becollective in den letzten fünf Jahren sehr gut aufgenommen wurde (sowohl in Griechenland als auch in Deutschland und anderswo) und wir daher gewissermaßen von einem Hilfskräftekollektiv zu einem (in den Erntemonaten) Vollzeiterntearbeiter_Innen-Kollektiv gewachsen sind, sind gewisse Dinge nur noch schwer möglich. D.h. konkret, dass wir bspw. früher größtenteils umsonst für die Kasse gearbeitet haben. Heute hingegen sind wir mit einem Ernteteamvon jeweils 4 bis 5 Personen,  4 Monate, 7 Tage die Woche, 10 Stunden am Tag im Einsatz und müssen dementsprechend „professioneller“ an die Ernte herangehen. Nicht falsch verstehen, freiwillige Arbeit (insbesondere im „Büro“ das zahlen wir nach wie vor nicht) und einfacher Warentausch etc. spielen nach wie vor eine große Rolle, aber es dürfte einleuchtend sein, dass Vollzeitarbeit auch irgendwo ein Überleben ermöglichen muss.

Löhne

Die Löhne – das ist natürlich ein zentraler Knackpunkt. Offizielle Zielvorgabe sind derzeit 5€/h für die konkrete Arbeit auf dem Feld (und in der Abfüllung weniger). Anreise/Abreise, Übernachtungen, Büroarbeit und anderes sind nach wie vor unbezahlt, wie auch bspw. die Überwachung des Pressvorganges. Wenn wir schreiben „Zielvorgabe“ impliziert das auch, dass wir selbst das nicht wirklich realisieren können. Schon gar nicht „auf die Hand“. Die Wartezeit auf die Lohnauszahlung beträgt nach wie vor 3-6(!) Monate.

Einkauf

Einige werden sich jetzt fragen: „Ja, aber es gibt doch auch einige Anzahlungen“. (An dieser Stelle noch einmal ein herzlichen Dank an „die“ Hamburger Kollektive die ihre halbe Lieferung anzahlen. Ohne das wären wir weg vom Fenster). Wie ihr wisst, bewirtschaften wir in erster Linie Felder anderer Menschen und die übliche Regelung ist, dass sie dafür die Hälfte der von uns geernteten Oliven bzw. des Öls bekommen. Nun kaufen wir diese Hälfte der Ernte dann „zurück“. Und das müssen wir natürlich sofort bezahlen. In diesem Jahr bspw. liegt der Marktpreis für Olivenöl bei rekordverdächtigen 3,50€ Liter (Missernten in Italien und Frankreich). Dazu kommt, dass wir pauschal deutlich über dem Marktpreis bezahlen, schon allein um unsere Kooperationsbeziehungen mit den Klein(st)bauern auf ein stabiles, nachhaltiges Fundament zu stellen. Schließlich wollen wir im nächsten Jahr nicht ohne Felder dastehen und ganz nebenbei wollen wir ja auch eine gewisse politische Überzeugungskraft entfalten: „Es geht auch besser“. 😉

Qualität und Produktivität

Insbesondere weil „unsere“ Felder nicht so ohne weiteres zu ersetzen sind, benötigen wir natürlich Menschen mit denen wir über lange Zeiträume kooperieren. Wir haben sehr genaue Vorstellungen davon, wie eine ökologische Landwirtschaft auszusehen hat und gestalten „unsere“ Felder nach diesen Maßstäben. Wir betreiben explizit keine intensive Landwirtschaft. Bspw. Graben wir nicht jährlich den Boden um. Das hat die Gründe, dass wir so einerseits eine gewisse Biodiversität auf dem Feld erhalten und andererseits auch (Unmengen) Wasser sparen können. Der Preis dafür ist eine recht geringe Produktivität unserer Bäume. Einen schwach tragenden Baum abzuernten dauert genau so lange wie einen stark tragenden Baum zu ernten. In unseren Augen geht aber der Erhalt gewisser Dinge vor Produktivität. Umfassende Qualität ist für uns hier entscheidend. Aber ihr seht, günstiger wird das Öl damit nicht unbedingt.

„Versunkene“ Kosten

Ein von uns sehr stiefmütterlich behandelter Punkt sind Herstellungskosten, die nicht sofort ins Auge springen. Das fängt schon bei der Miete für den Ort unserer neuen Abfüllanlage an, geht über den Sprit für das Erntefahrzeug (in Griechenland nochmal 30-40% mehr als in der BRD), die Reparatur sowie Ersatz für die Werkzeuge, Verpackungen, Aufkleber und endet bei der vernünftigen Ernährung für die Leute auf dem.  Unter den früheren Bedingungen (Hobbymäßige Produktion) spielte das auch nicht eine so entscheidende Rolle, nunmehr hingegen sind das ernstzunehmende Kostenfaktoren, die wir nicht mehr ignorieren können.

Dosengröße

Bei der Umsetzung der Preisanhebung waren wir uns besonders uneinig, haben uns aber letztlich für eine Reduzierung der Größe der „kleinen“ Dosen entschieden. Das wurde uns schon mehrfach als Discounter-strategie vorgeworfen.  Letztlich ist die dahinter stehende „Idee“ völlig banal. Wie ihr aus den oben stehenden Punkten ersehen könnt, kalkulieren wir unheimlich eng, in der Regel geht das zu Lasten der Löhne. Und so waren wir schon immer zu einem nicht unerheblichen Teil darauf angewiesen, dass Menschen die ein Dose kaufen gesagt haben: „Behalte den Rest“ (aka 2,-). Ganz ehrlich: Das macht einen wirklich großen Unterschied und hat uns Dinge ermöglicht, die anders nicht denkbar wären. Daher entschieden wir uns den Preis bei 8,- pro Dose zu belassen; nicht zuletzt, weil auch andere solidarische Strukturen, die unser Öl verteilen davon in großem Maße profitiert haben.

Wie ihr wisst, sind wir unheimlich unzufrieden mit der Art der Verpackung. Bislang ist unsere favorisierte Variante der Amphore aber noch nicht darstellbar – hoffentlich kommt das mal. Daher würden wir nach wie vor gerne die ökologischen Kosten einer Dose umgehen oder zumindest abbilden. Nunmehr können wir das zumindest ansatzweise tun, indem wir die 5liter-Dose im Verhältnis etwas günstiger machen.

Investitionen und zukünftige Projekte

Wie bereits angedeutet haben wir „gut zu tun“. Das ist toll und freut uns sehr. Auch hier auf Kreta beginnt das Projekt gewissermaßen einen „viralen Charakter“ anzunehmen. Wir sind einfach besser als die bisherige Kiste (trotz o.g. „Schwierigkeiten“). Das heißt aber auch, dass wir uns dringend in die Lage versetzen müssen tatsächlich zu wachsen. Konkret heißt das, dass wir uns zur Zeit bemühen ein zweites Ernteteam auf die Beine zu stellen und das heißt wiederum wir brauchen Olivenhaine, Werkzeuge und v.a. ein weiteres Fahrzeug. An dieser Stelle: Wenn ihr da gute Ideen bzgl. eines Fahrzeuges habt (5-6 Sitzplätze + Ladefläche) meldet euch doch mal bei Stephan in Berlin. (In der BRD sind die deutlich günstiger als hier).

Subventionierungen

Ihr merkt, es gibt viel zu tun und Geld auszugeben ist nicht das Problem. Vor dem Hintergrund unserer bisherigen Preise ist das leider nicht möglich. Wir haben uns daher schweren Herzens entschlossen, die Preise durchaus deutlich anzuheben. Wir sind aber nach wie vor fest entschlossen nicht (nur) für ein „Luxus“-segment der Szene zu produzieren. Daher werden wir nach wie vor „quersubventionieren“. Konkret heißt das zunächst: „Wir lassen gerne mit uns reden“. Meldet euch bei uns. Für „die Bewegung“ geht immer was. Nun in einem ersten Schritt heißt das v.a. dass die großen „Voküs“ den alten Preis zahlen, also gewissermaßen subventioniert werden sollen. Letztlich wollen wir doch in erster Linie Öl für das Getriebe der Bewegung sein und nichts anderes.

Schöne und solidarische Grüße, becollective

 

Preisaufschlüsselung

 

Verpackung 0,750 ml Dose Zahlen pro Liter von der 5l Dose Zahlen pro Liter von der 5l Dose für die Voküs
Preis 8.00€ 10.00€ 7.60€
Kosten* 1.19€ 0.80€ 0.80€
20% Solibeitrag 1.60€ 2.00€ 1,52€
Lohn für Feldarbeit 5.00€ 5.00€ 5.00€
Restbetrag (für Erntekosten, Reservekapital, Prozente für Mittarbeiter in BDR) 0.21€ 2.20€ 0,34€
*Kosten ( Relativ, es sind eigentlich mehr, aber schwer kalkulierbar)
Verpackung (pro Dose) 0.64€ (0.750ml), 1.23€ (5l)
Aufkleber 0.05€
Karton 0.05€
Transport 0.30€
Abfülltarif 0.15€